So 10.12.2023, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Kleiner Saal
Alexander Glasunow: Streichquintett A-Dur op. 39
Igor Strawinsky: Concertino für Streichquartett
Anton Webern: Sechs Bagatellen für Streichquartett op. 9
Felix Mendelssohn Bartholdy: Oktett Es-Dur op. 20 (Urfassung)
Violine: Martin Blomenkamp
Violine: Felix Heckhausen
Violine: Hibiki Oshima
Violine: Gideon Schirmer
Viola: Tomohiro Arita
Viola: Maria Rallo Muguruza
Violoncello: Clara Grünwald
Violoncello: Merlin Schirmer
Martin Blomenkamp studierte in Düsseldorf und Freiburg bei Helga Thoene und Rainer Kussmaul. Kammermusikkurse, u. a. bei William Pleeth, ergänzten die Ausbildung. Orchestererfahrung sammelte er im Bundesjugendorchester und in der Jungen Deutschen Philharmonie, bevor er 1985 Mitglied der 2. Violinen des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg wurde.
Felix Heckhausen wurde in Bochum geboren. Bereits mit 16 Jahren wurde er Jungstudent an der Musikhochschule München. Nach dem Abitur führten ihn weitere Violinstudien nach Düsseldorf zu Michael Gaiser und nach Freiburg zu Rainer Kussmaul. Meisterkurse u. a. beim Amadeus Quartett, Walter Levin und mit der Barockvioline rundeten seine Ausbildung ab. In dieser Zeit war er auch in der Jungen Deutschen Philharmonie aktiv. Seit dem künstlerischen Diplom 1995 ist er Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Der begeisterte Kammermusiker widmet sich in seiner Freizeit seinen Kindern und kocht gerne. Darüber hinaus ist er leidenschaftlicher Gleitschirmflieger.
Hibiki Oshima wurde in Yokohama geboren. Bereits mit elf Jahren hatte sie sich in den Kopf gesetzt, Europa und seine Kultur kennenzulernen und setzte dieses Vorhaben ein Jahr später bei einer ausgedehnten Reise in die Tat um. Diese Eindrücke führten sie dann nach ihrem Schulabschluss an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Dort studierte sie bei Rainer Küchl, Johannes Meissl und Avedis Kouyoumdjian. Sie spielte auf zahlreichen Musikfestivals, u. a. bei Wien Modern, beim Pacific Music Festival, bei der Bienal Musica Hoje und dem ECMA in der Schweiz. Ihre Ausbildung vervollständigte sie durch Kurse bei Gerhard Schulz, Anner Bylsma, Hatto Beyerle und Heime Müller. 2006/07 war Hibiki Oshima Stipendiatin des Herbert von Karajan Centrums. Ausgezeichnet wurde sie u. a. mit dem 1. Preis beim Kammermusikwettbewerb Pietro Argento, dem 2. Preis und Sonderpreis beim Premio Internazionale di Musica „G. Zinetti“. Zudem erhielt sie 2011 den Eduard-Söring-Preis der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper. Ihrer Hingabe für Kammermusik und zeitgenössische Musik geht sie in Ensembles wie dem „Hibiki-Quartett“ und dem „Ensemble Platypus“ nach, mit welchen sie zahlreiche Uraufführungen junger Komponisten präsentiert. Nach einem Engagement als 1. Konzertmeisterin der Württembergischen Philharmonie Reutlingen ist sie seit 2010 Stimmführerin der 2. Violinen beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg. Wenn sie mal nicht Geige spielt, kocht sie gerne und widmet sich ihrer heimlichen Leidenschaft, dem Gleitschirmfliegen.
Gideon Schirmer wurde 1990 in Stuttgart geboren. Mit acht Jahren begann er mit dem Geigenspiel und wurde während seiner Schulzeit von Ulrike Abdank unterrichtet. Ein Jahr nach dem Erringen eines ersten Bundespreises bei Jugend musiziert legte er sein Abitur ab. Es folgten Studien bei Winfried Rademacher und Christoph Schickedanz. Orchestererfahrung sammelte er als Mitglied im Gustav Mahler Jugendorchester, als Stipendiat der Orchesterakademie des NDR Elbphilharmonie Orchesters sowie im SWR Symphonieorchester als auch bei der Staatskapelle Dresden. Seit der Spielzeit 2018/19 ist er festes Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Gideon Schirmer ist leidenschaftlicher Wassersportler; wenn er gerade nicht segelnd auf der Alster anzutreffen ist, dann surfend auf anderen deutschen oder ferneren Küstengewässern.
Tomohiro Arita stammt aus Osaka, Japan. Schon im frühen Kindesalter erlernte er das Geigenspiel und entdeckte mit 15 Jahren die Bratsche für sich. Sein Bachelor-Studium absolvierte er bei Toshihiko Ichitsubo an der Universität der Künste Tokio; es folgte sein Masterstudium bei Simone von Rahden an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Schon während des Studiums sammelte er Orchestererfahrungen im NHK Symphony Orchestra, in der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und im Rundfunk Sinfonieorchester Berlin als Akademist sowie bei internationalen Festspielen wie dem Verbier Festival und dem Lucern Festival. Als Bratschist beim Japan National Orchestra tritt er regelmäßig in Japan auf. Seit August 2021 spielt Tomohiro Arita im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg.
Maria Rallo Muguruza wurde 1996 in Hondarribia (Spanien) geboren. Sie studierte Bratsche bei Pauline Sachse in Dresden. Orcherstererfahrung sammelte sie u. a. im Gustav Mahler Jugendorchester und als Akademistin im Rundfunk Sinfonieorchester Berlin. Seit 2017 ist sie Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg.
Merlin Schirmer wurde 1988 in Stuttgart geboren. Sein erster Cellolehrer war Erik Borgir, der recht bald sein Interesse für zeitgenössische Musik weckte. Merlin Schirmer absolvierte sein Studium in Stuttgart und Wien bei Rudolf Gleißner, Claudio Bohórquez sowie Valentin Erben, Cellist des ehemaligen Alban-Berg-Quartetts. Schon früh entwickelte er den Wunsch, Teil eines großen Opern- oder Sinfonieorchesters zu werden. Erste Stationen auf dem Weg dahin waren die Mitgliedschaft im von Claudio Abbado gegründeten Gustav Mahler Jugendorchester und ein Praktikum beim Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR. Zum Ende seines Studiums war Merlin Schirmer zunächst für ein Jahr Solocellist der Jenaer Philharmonie und für ein weiteres Jahr Cellist in der Dresdner Philharmonie, bevor er im August 2015 Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg wurde.
Obgleich die Form des Streichquartetts zu Beginn des 20. Jahrhunderts langsam aus der Mode geriet und andere, ungleich unbekanntere und experimentellere Besetzungen in den Fokus der Komponisten rückten, reizte die Tonsetzer dennoch die Auseinandersetzung mit der fest etablierten Instrumentenkombination. So unter anderem auch Alexander Glasunow, der schnell erkennen musste, dass die Durchsetzung neuer musikalischer Ideen nicht nur visionäre Kraft erforderte, sondern zuweilen auch Mut und einen langen Atem: „Alles bei Glasunow ist so elegant gemacht, alles klingt so hell und saftig, alle Farben sind so satt und kräftig.“ Mit diesen Worten verteidigte der russische Musikforscher Viacheslav Karatygin Glasunow gegen Kritiker, die ihm Mangel an Persönlichkeit und schöpferischer Eigenart vorwarfen. Einen langen Atem musste auch Igor Strawinsky unter Beweis stellen auf der Suche nach seiner eigenen originären Klangsprache. In seinem Concerto für Streichquartett verbindet er zu gleichen Teilen die Ideen seiner musikalischen Zukunft mit den Geistern der großen Meister. Auch für Anton Webern war die Kammermusik ein Refugium der musikalischen Experimente, in denen er unterschiedliche Ideen als kompositorische Keimzelle anlegen konnte, ehe er sie in größer werdenden Maßstäben weiterdachte. So bilden seine Bagatellen für Streichquartett, lauter kurze Stücke, die zwei Minuten dauern, die Abkehr vom romantischen Klangbild hin zu einer neuen, herben Klanglichkeit. Seine kompromisslose Tonsprache öffnete den Geistesraum für die musikalische Avantgarde. Mit dem berühmten Oktett von Felix Mendelssohn Bartholdy geht es von der Moderne ins sommerliche Berlin des Jahres 1825, an eine Adresse, die den Berlinern wohl vertraut ist: Leipziger Straße 3. Dort, wo heute der Deutsche Bundesrat tag, hatte im 19. Jahrhundert die Bankiersfamilie Mendelssohn ihr Anwesen. Dort, wo Alexander von Humboldt, Hegel, Schleiermacher und E.T.A. Hoffman ein- und ausgingen, wo kunstliebendes Publikum sich am Sonntagvormittag einfand und Erholung bei geistigem Genuss suchte. Zu diesen Werken, die gleichermaßen Geist wie Seele umschmeicheln sollte, gehört auch das Oktett. Es ist nicht nur eines der großen Meisterwerke der Kammermusik, sondern auch ein geistes- und musikgeschichtliches Dokument ersten Ranges für das Berlin des Idealismus.
Ort: Elbphilharmonie, Kleiner Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg